Kanal verstopft – Wohnung überschwemmt

Abfluss verstopft, Mieter im Urlaub. Wie du das vermeidest, welche Kosten einen erwarten und was du tun kannst, um vorzubeugen.

Wenn der Kanal verstopft wird, ist das zwar ärgerlich, aber in den meisten Fällen keine große Sache. Meist erkennt man rechtzeitig, dass etwas nicht stimmt, weil das Abwasser langsamer oder gar nicht mehr abläuft. Ganz anders sieht die Sache allerdings aus, wenn die Mieter im Urlaub sind, während der Kanal sich verschließt. In so einem Fall kann es dann schon die eine oder andere unangenehme Überraschung geben.

Was in so einen Fall zu tun ist, welche Kosten auf einen zukommen, wer zuständig ist und wie sich sowas vermeiden ließe klären wir in diesem Beitrag. Das lässt sich natürlich nicht pauschalisieren. Ich spreche in diesem Blog wie immer nur über meine eigene Immobilie. Kosten und Ähnliches lassen sich nicht direkt auf andere Liegenschaften umlegen.

Inhalt:

Was ist passiert

Nachdem es einige Zeit ruhig war um das Mehrfamilienhaus, war es eigentlich schon wieder an der Zeit, dass was passieren musste. Für die Renovierung habe ich mir eine Auszeit genommen, in der ich mein eigenes Haus umgebaut habe. Beiträge und Bilder dazu folgen.

Im Zinshaus sind also noch nach wie vor drei der sechs Wohnungen fertig und bewohnt. Nach einer stressfreien Zeit in der alle Mieten pünktlich überwiesen wurden und es keine Probleme von mir oder den Mietern gab, kam am Sonntagabend dann der Anruf von den Mietern aus dem Erdgeschoss. Sie sind gerade vom Urlaub heim gekommen und der Kanal ist verstopft – seit Tagen. Da sich die Wohnung im Erdgeschoss befindet und am gleichen Strang hängt wie die beiden bewohnten Wohnungen darüber, lief das Abwasser über. Die Wohnung ist überschwemmt. Zwar nicht knietief, aber man kann sich vorstellen was stehendes Abwasser in der Wohnung für Schäden anrichtet. Dass es sich hierbei um keinen schönen Anblick handelt, kann man sich denken. Erst Recht nicht, wenn man gerade entspannt vom Urlaub heim kommt.

Natürlich ist es am Sonntag auch nicht unbedingt einfach eine Firma zu finden, die sich der Sache annimmt. Auch eine Ersatzunterkunft schüttelt man da nicht aus dem Ärmel. Wenn der erste Schock verflogen ist kommt man dann aber doch ins Handeln.

Kanalfirma angerufen, Mieter in einem Hotel untergebracht. Freunde angerufen, die sich den Schaden vor Ort ansehen, während ich selbst nicht in der Nähe war, um direkt hin zu kommen – zum Glück.

Welche Folgen entstanden durch den verstopften Kanal

Natürlich ist das erste Mal, wenn sowas passiert, gleich der Ausnahmefall. Sonst wäre es ja langweilig. Wenn der Abfluss sich langsam verschließt während man zuhause ist, fällt einem das irgendwann auf und man unternimmt was dagegen. In diesem Fall waren die Mieter natürlich zwei Wochen im Urlaub. Genau in dieser Zeit setzte sich der Abfluss zu. Die Bewohner der oberen Wohnungen haben davon nichts mitbekommen.

Irgendwann war der Punkt erreicht, an dem es das Abwasser in der Dusche und im WC im Erdgeschoss rausgedrückt hat, wo es erstmal über die Fliesen weiter in die nächsten Räume gelaufen ist. Der Laminatboden in den anderen Räumlichkeiten ist natürlich kein Freund von zu viel Wasser – das hat man ihm auch angesehen.

Nachdem die Nässe tagelang in der Wohnung stand, haben sich auch die Wände vollgesaugt und die Feuchtigkeit stieg an der Mauer langsam auf. Ein Alptraum für die Mieter und für mich. Während das junge Paar wahrscheinlich gehofft hat, nach dem Urlaub in Ruhe zuhause anzukommen, bin ich auch davon ausgegangen, dass ich in der frisch sanierten Wohnung länger nichts mehr zu tun haben werde. So kann man sich täuschen.

Welche Kosten entstehen wenn der Kanal verstopft wird

Das Erste, was in so einem Fall zu tun ist, ist eine Unterkunft für die Mieter zu suchen. Nachdem in der Nähe bald ein freies Zimmer gefunden wurde, war es an der Zeit den Notdienst anzurufen. Am Sonntag. Natürlich mit entsprechendem Aufpreis.

Während meine Partnerin und ihr Bruder auf den Notdienst warteten, begann mein Schwager bereits mit dem Absaugen des Wassers und dem Entfernen des Laminats und der Randleisten. Als ob die Situation bis hierhin nicht schon schlimm genug gewesen wäre, hat der Mitarbeiter der Firma im Anschluss bis spät in die Nacht versucht, die Verstopfung zu beheben, den Kanal zu spülen und die Ursache zu finden. Vergebens. Irgendwann nach Mitternacht (!) kam er zum Entschluss, dass er einen Kollegen am nächsten Morgen wieder her schickt. Sehr ernüchternd, wenn man eine Firma, die darauf spezialisiert ist, zur Behebung des Problems ruft und unverrichteter Dinge stehengelassen wird. Mit dem Wissen, dass noch weiter Abwasser in die Wohnung laufen kann.

Am nächsten Tag ist dann auch wirklich nochmal jemand vorbeigekommen. Diesmal konnte das Problem in zwei Stunden behoben werden. Das gibt mir natürlich zu denken. Der Mitarbeiter kam mit der gleichen Ausrüstung und der gleichen Situation wie der am Vortag und konnte das Problem in kürzester Zeit beheben, für das ein Anderer am Sonntag einen ganzen Arbeitstag braucht ohne es zu lösen. Das musste ich nach Erhalt der Rechnung auch beim Chef des Unternehmens anbringen. Ich war gerne bereit den Sonntagseinsatz zu bezahlen – für die Dauer, die der Kollege am Montag für den Einsatz gebraucht hat. Dass der Erste nach 8 Stunden gleich weit war wie bei seiner Ankunft und mir eigentlich nicht helfen konnte, das konnte ich nicht hinnehmen. Der Chef hat das auch verstanden und hat die Rechnung entsprechend gekürzt. 1.000 Euro statt 1.700 für das Spülen des Kanals.

Die Möbel im Schlafzimmer, Boden und Randleisten waren natürlich auch nicht mehr zu retten. Der feuchte Putz an den Wänden musste abgeklopft und neu gemacht werden, nachdem alles trocknen konnte und gründlich gereinigt wurde. Im Normalfall hätte ich den Mietern eine Ersatzunterkunft stellen müssen, bis die Arbeiten in der Wohnung erledigt und alle Schäden behoben sind. Mein Glück im Unglück war aber, dass das junge Paar nicht länger im Hotel bleiben wollte und die Renovierung dann selbst in die Hand genommen hat. Das Dumme war dafür, dass sie keine Haushaltsversicherung hatten und ich noch keine Gebäudeversicherung.

Wir haben uns also darauf geeinigt, dass ich den neuen Fußboden kaufe und ihre kaputten Möbel ersetze, dafür bringen sie nach der ersten Nacht im Hotel die Wohnung wieder in Schuss. Für die Möbel habe ich auf zwei Monatsmieten verzichtet und der Fußboden samt Leisten fürs Schlafzimmer hat 350 Euro gekostet.

  • Kanalfirma: 1.000 Euro
  • Verzicht auf zwei Monatsmieten: 1.100 Euro
  • Fußboden: 350 Euro
  • Putz, Spachtelmasse, Wandfarbe: ca. 100 Euro
  • Eine Übernachtung in der Ersatzunterkunft: 60 Euro
  • Gesamtschaden durch verstopften Kanal: 2.610 Euro

Geräte zur Trocknung der Wände konnte ich mir ausleihen.

Wer haftet wenn der Kanal verstopft

Die Frage, wer für den Schaden aufkommen muss, ist nicht ganz so leicht zu klären. Für die Schäden am Gebäude hätte eigentlich meine Gebäudeversicherung gezahlt, wenn ich eine gehabt hätte. Für die Schäden in der Wohnung – Laminat, Möbel, usw. hätte eigentlich die Haushaltsversicherung der Mieter gezahlt, wenn sie eine gehabt hätten. Am Ende hätten aber beide Versicherungen versucht einen “Schuldigen” zu finden, was in diesem Fall natürlich nicht möglich ist. Wäre aber eindeutig zu belegen, dass eine Partei im Haus alleine für die Verstopfung verantwortlich ist, wäre diese dafür auch haftbar gemacht worden. Wer eine Sache mutwillig oder durch Fahrlässigkeit beschädigt, muss in der Regel auch immer dafür aufkommen. Die Kosten für die Spülung des Kanals könnte ich in diesem Fall in die Betriebskostenabrechnung mit einfließen lassen. Da ich aber mit einem blauen Auge davongekommen bin, werde ich es dabei belassen.

Wie kann man sich absichern

Die Chance, dass sowas wieder passiert, ist natürlich gering. Der Kanal war seit ich das Haus habe noch nie verstopft und dann das erste Mal genau dann, wenn die Mieter im Urlaub sind und nichts merken. Das ist einfach Pech. Mit der Gebäudeversicherung wollte ich eigentlich immer warten, bis das Haus voll vermietet ist. Ich war mir auch immer sicher, dass in einem Haus, welches frisch kernsaniert wird, nicht so schnell ein Schaden eintreten würde, der über die Gebäudeversicherung abgedeckt wäre.

Der Vorfall hat mir aber trotzdem die Augen geöffnet. Irgendwas kann immer sein und auch die Unwetter werden immer Schlimmer. Ein Schaden am Dach ist bei starkem Hagel nicht auszuschließen und auch hier wäre eine Gebäudeversicherung von Vorteil. Genauso wird Starkregen immer mehr zum Problem. Das sind für mich genug Gründe, warum ich diese Woche eine Gebäudeversicherung abgeschlossen habe. Auch wenn das das einzige Geld ist, dass ich gerne umsonst ausgebe – wenn ich hoffentlich nicht mehr in die Situation komme, einen Schadensfall melden zu müssen.

Am Ende kommts wie es kommt und im Nachhinein ist man immer schlauer. Der Kanal verläuft unter dem Haus und bei der Spülung und Begutachtung mit Kamera wurde auch festgestellt, dass er nicht mehr zu 100 % in Schuss ist, was bei einem alten Haus auch nicht verwunderlich ist. Eine Spülung alle zwei Jahre und die ordnungsgemäße Entsorgung von Hygieneartikeln und anderen Dingen, die nicht in den Abfluss gehören, würden wohl Abhilfe schaffen.

Für die Mieter im Erdgeschoss bedeutet das wohl, dass sie in Zukunft jemanden im Urlaub beauftragen, der vielleicht gelegentlich in die Wohnung schaut. Grundsätzlich ist das auch nie eine schlechte Idee. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit höher ist, einen Sechser im Lotto zu machen, als nochmal im Urlaub überschwemmt zu werden, schadet es trotzdem nie, wenn hin und wieder jemand in der Wohnung vorbeischaut und nach dem Rechten sieht. Ein Rohrbruch beim Nachbarn, ein defektes Elektrogerät das den FI auslöst und die Wohnung stromlos macht oder einfach nur ein vergessenes Licht das sinnlos brennt sind nicht so weit hergeholt und ein Besuch alle paar Tage in der Wohnung kann das Schlimmste meist verhindern. Außerdem freuen sich die Blumen sicher auch über einen Schluck Wasser. 🙂

Fazit

Mein Fazit aus der ganzen Sache ist, dass mir durch den Vorfall wieder klar wurde, wie viel Glück ich jetzt immer hatte, dass alles so ruhig war in den letzten Monaten. Dass mir die heftigen Unwetter in diesem und im letzten Jahr nicht noch viel mehr kaputt gemacht haben, war auch nur großes Glück. Die Gebäudeversicherung aufzuschieben war riskant und hätte mich sehr viel Lehrgeld kosten können.

2.160 Euro waren es in diesem Fall, die ich vermeiden können hätte. Ich bin aber sehr froh, dass nicht mehr passiert ist und die Mieter sich wohler dabei gefühlt haben, die Wohnung selbst zu renovieren. Der zeitliche Aufwand hätte mir mehr wehgetan als der Finanzielle.

Der Vorfall zeigt auch, dass Rechnungen nicht endgültig sind und Ihr mit einem vernünftigen Chef einer soliden Firma auch auf Augenhöhe darüber sprechen könnt, wenn Euch etwas nicht gerechtfertigt vorkommt. In meinem Fall hat mir das 700 Euro gespart.

Am Ende hat es nicht geschadet, dass ich mir wieder vor Augen führen musste, dass es Zeit wird, dass das Haus endlich fertig wird, um solche Ausfälle dann in Zukunft leichter zu stemmen. (Nachlesen: Schlag auf Schlag im Mehrfamilienhaus)

Aktuell ist das Haus ja noch ein Nullsummenspiel und die Mieten decken genau Kosten ab. Mit der Fertigstellung der restlichen drei Wohnungen wird die Situation schon ganz anders aussehen. Dieses Ziel war auch schon mal in weiterer Ferne. (Nachlesen: Albtraum Mehrfamilienhaus)

Das motiviert mich auf jeden Fall, die Sanierung der restlichen Wohnungen wieder voranzutreiben. Ich halte Euch gerne darüber auf dem Laufenden. Wenn Ihr keinen Beitrag mehr verpassen und mehr darüber erfahren wollt, wie das Leben als Vermieter läuft, tragt euch gerne für den Newsletter ein. Ihr werdet dann über neue Einträge immer informiert. Bis bald.